Der allgegenwärtige Ozean mildert nämlich die Jahreszeiten auf den geringen Landmassen stark ab. Auf entlegenen Inseln kann die mittlere Temperaturschwankung im Jahresverlauf bis auf gerade mal 5°C reduziert werden. In solchen hyperozeanischen Räumen werden damit Jahreszeiten praktisch bedeutungslos, und wir haben aus solchen Gebieten Beispiele benutzt, um zu zeigen, wie ein Planet ohne Jahreszeiten aussähe.
Damit enden die Analogien zum Norden. Eine Taigazone gibt es im Süden gar nicht, weil es auf den entsprechenden Breitengraden kein Land gibt. Schon im Westen Patagoniens dominieren immergrüne Südbuchen und Steineiben (links); und die südlichsten Wälder in Feuerland sind ebenfalls immergrün. Auch in Tasmanien und Neuseeland wachsen solche immergrünen Wälder aus Südbuchen und Steineiben (unten).
Wir finden unter dem südlichen Wendekreis Wüsten genau so wie im Norden, und es schließen sich daran polwärts ebenfalls auf allen drei Südkontinenten Hartlaubwaldgebiete an. In Chile zum Beispiel finden wir zunächst einen Akaziendornbusch mit Palmen und Kakteen (oben), der schnell in einen echten Wald aus kleinblättrigen, immergrünen Bäumen übergeht (rechts und rechts oben). Aber auch im südafrikanischen Kapland und im Südwesten Australiens kommen Hartlaubwaldgebiete vor.
Die Beispiele der vorangegangenen Seiten stammen alle aus den Mittleren und Hohen Breiten der Nordhalbkugel - aus Eurasien und Nordamerika. Was aber ist mit der Südhalbkugel? Auf der Südhalbkugel gibt es keine so mächtigen Landmassen wie im Norden. Auf die kleineren Südkontinente macht sich der Einfluß des Meeres so stark bemerkbar, daß Jahreszeiten deutlich abgemildert werden. Deshalb sind auf der Südhalbkugel Klima und Vegetation deutlich modifiziert.
Die Hartlaubvegetation im südwestlichen Australien (oben links) ist kaum weniger skuril. Auch hier spielen Gewächse aus der Proteenfamile, vor allem die Banksien (oben), eine wichtige Rolle. Wesentlich wichtiger sind jedoch - wie fast überall in Australien - die Eukalypten (links), die zu den Myrtengewächsen zählen. Sie stellen eine eigenartige, aber sehr erfolgreiche Sonderentwicklung dar, die über eine Reihe besonderer Anpassungen verfügen, die sie heute auch außerhalb ihrer Heimat überaus erfolgreich sein lassen. Dazu gehören ätherische Öle, mit denen sie ihre Konkurrenz bekämpfen, und ein fast unbegrenztes Regenerationsvermögen nach Dürre- oder Brandschäden.
Australien reicht nicht viel weiter nach Süden als Afrika, und so reicht auch in Australien die Vegetationszonierung nicht viel weiter als bis zur Hartlaubwaldzone. Winterkahle, ihr Laub abwerfende Wälder sind auf der Südhalbkugel nur in Patagonien, dem kalten Südende von Südamerika zu finden (rechts). Dort wachsen Südbuchenarten, die mit leuchtend buntem Herbstlaub aufwarten (beide Bilder unten).
In Südafrika bilden die Hartlaubwälder im Kapland, der so genannte Fynbos, eine so skurile und eigenständige Vegetation, daß sie als eigenes Florenreich abgegrenzt wird. Sie besteht im Wesentlichen aus altertümlichen Proteengewächsen (oben und oben rechts), die aus den Zeiten stammen, als alle Südkontinente noch im Superkontinent Gondwana vereint waren. Daneben spielen auch Hunderte von Heidekrautarten (rechts) eine maßgebliche Rolle. Mit dieser Hartlaubvegetation endet die Vegetationszonierung in Südafrika bereits, weil der Kontinent aufhört und bis in die eisige Antarktis nur noch Ozean ist.
Die Winter können in Patagonien kalt und schneereich sein (links oben). Wie in den winterkahlen Wäldern des Nordens auch wachsen hier Vorfrühlingsblumen (oben). Die Palomita (links) wirkt auf den ersten Blick ganz wie die Buschwindröschen der Nordhalbkugel, die zu den Hahnenfußgewächsen gehören. Die Palomita ist aber eine Orchidee. Ungeachtet dessen folgt ihr Rhythmus dem einer Vorfrühlingsblume, und wenn die Wälder in Patagonien ergrünen (unten), beginnt sie zu verwelken.